should we stay or should we go

Türkei – Mitte Juli

Entscheidungen treffen ist für uns tagtäglich harte Arbeit. Neben hunderter unbewusst getroffener Entscheidungen stehen noch ein paar wichtige grundlegende und sehr viele überflüssige Entscheidungen an. Fast noch anstregender als 20%-Steigungen sind lange Entscheidungsprozesse mit instabilen Resultaten.

Nach einem Ruhetag bei einem Warmshowers-Gastgeber möchten wir eigentlich weiterreisen. Nach einem gemütlich-fröhlichen Abend wird es etwas später bis wir ins Bett kommen, und eigentlich halten wir immer noch an unserem Hochtemperatur-Tagesplan fest. Der Wecker steht also auf 6:30 (sogar eine Stunde später als sonst!) und am nächsten Morgen packen wir bei bedecktem Himmel unsere siebentausend Sachen zusammen. Der wetterfühlige Arbeitskollege von unserem Gastgeber hat schon Regen prognostiziert. Wir glauben natürlich nur unseren optimisischeren Wetterapps. Wir freuen uns schon auf die angenehmen Temperaturen bei bedecktem Himmel, doch beim Zmorgen mit Franzi + Matthis beginnt es zu gewittern. Wir verschieben den Start, und eigentlich wäre es ja gar nicht nötig heute weiterzufahren. Bis zum nächsten Fixpunkt (der noch nicht mal richtig fix ist!) haben wir genügend Zeit, sogar zu viel. Doch sollte man das kühle Wetter nutzen, morgen brennt sicher wieder die Sonne runter! Der Regen lässt nach, es kommt Unruhe auf. Weiterfahren? Wir könnten uns auch einfach einen weiteren Ruhetag gönnen. Die Wolken hängen tief doch es regnet nicht mehr. Wir beladen unsere Velos. Immer wieder diskutieren wir ob wir fahren oder bleiben. Wir haben uns bis zu diesem Punkt schon etwa viermal umentschieden. Aktuell würden wir losfahren, doch dann beginnt es wieder zu regen. Nun stehen wir mit beladenen Velos vor der Wohnung im Regen und versuchen endlich eine finale Entscheidung zu treffen.

Schlussendlich laden wir unser Gepäck wieder ab und legen uns aufs Sofa. Etwas später hört der Regen auf und der Himmel wird heller. Für heute haben wir uns entschieden. Wir bleiben bei unserem supernetten Gastgeber und teilen uns die Wohnung auch noch mit Franzi und Matthis. Der ganze Entscheidungsprozess wird morgen früh wieder neu gestartet da die Wettersituation genau gleich aussieht wie heute und sich auch ein dritter Ruhetag nicht negativ auf unser Reiseleben auswirken wird. Man kann sich den Reisealltag auch unnötig verkomplizieren. Schlussendlich geht es drum was man wirklich ehrlich tun und lassen will doch ist das manchmal gar nicht so einfach herauszufinden wenn hundert äussere Faktoren auf die eigenen Wünsche einwirken.

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