Tschüss Schweiz

Schweiz – Ende April

eine kleine Einführung

Nun sind wir schon etwas mehr als zwei Wochen unterwegs. Spannendes zu erzählen haben wir eigentlich noch nicht, ist ja alles noch ganz wie zuhause. Vielleicht haben wir die Dimension noch nicht ganz erfasst.

Unsere Kurzgespräche mit Leuten unterwegs laufen etwa so:

* Wohin radelt ihr?

– Naja… heute? Etwa bis <man setze das Tagesziel ein>

* Ah ja. Und woher kommt ihr?

– Von <man setze den Ort der letzen Übernachtung ein>

* Nein, wo seid ihr gestartet?

– In der Schweiz, wir sind aus Bern.

* Na dann habt ihr ja bereits eine weite Reise hinter euch!

>> in dem Moment widersprechen wir normalerweise, weil wir sind ja erst zwei Wochen unterwegs und haben «nur» die Alpen überquert. China ist noch unendlich weit entfernt!

* Und wohin geht die Reise?

>> man sollte in diesem Moment nicht unüberlegt «China» sagen. Es gibt Leute die glauben uns das nicht! Daher:

– Naja, erstmal Richtung Süden, dann schauen wir weiter… halt soweit wie wir Lust haben.

Es kommt natürlich immer auf die Relation an – unser Plan, oder besser: unsere Wunschreise bis Asien dauert länger als die heimischen Sommerschulferien und geht etwas weiter als bis ins Seeland. Und sie ist bei Weitem nicht so überschaubar wie Zeltferien in Estavayer. Wir sind auch nicht in Gedanken schon im Fernen Osten, denn vor uns liegt jetzt Italien! Wer weiss schon was in den nächsten Monaten alles passiert; wie weit wir fahren, wie schnell wir sind und ob wir (also ich) ohne Ovo überhaupt so lange durchhalten.

Allerdings läufts dann doch darauf hinaus das jeder einzelne Tag wie eine Ausfahrt ins Seeland ist. Wir packen am Morgen unsere sieben(undzwanzigtausend) Sachen, suchen uns eine schöne Route, machen unterwegs mal Pause und kaufen ein, machen Fotos und am Namitag suchen wir einen Camping und sitzen beim Sonnenuntergang im Schneidersitz vor dem Zelt und essen Güetzi.

der grosse Abschied

Wir hatten einen wunderbaren Start. Zuerst war nicht so klar wie wir uns verabschieden und am diesem bestimmten Tag in die Ferne rollen. In den letzen Wochen vor unserer Abreise hat dann aber ein Begleittross zusammengefunden, Freunde und Verwandte haben uns in den ersten Tagen begleitet. Noch einmal zusammen beim Zelt sitzen, auf den See raus schauen und Tee trinken. Chli tumm schnure und in Erinnerungen stöbern. Veloreise-Alltagsprobleme lösen. Ausrüstung diskutieren. Vom Abschiedsschmerz ablenken. So fällt der Abschied vielleicht etwas leichter.

Oder auch schwerer – jeder einzelne Abschied lässt etwas Zweifel aufkommen – das schmerzhafte Ziehen zwischen Magen und Herz lässt uns schwanken ob wir wirklich alle unsere Freunde und die Familie für diese lange Zeit verlassen wollen. In dem Moment wenn wir unsere Schwestern und Eltern aus der letzten Umarmung loslassen verblasst das grosse Abenteuer. Warum weg fahren? Warum alle die wir lieben zurücklassen?

Da spüren wir diese starke Verbundheit. Das ist unser Zuhause. Hier, bei unseren Liebsten. Schade eigentlich spürt man dieses Band erst so deutlich wenn man weg geht und daran zieht. Schön, dass wir dieses starke Band nach Hause so deutlich spüren, zu unserern Schwestern und Eltern und Freunden. Wir vermissen euch jeden Tag.

über den Berg

Wir sind e chli in der Schwebe – noch nicht richtig weit weg aber auch nicht mehr zuhause. Nun steht ein ganzes Gebirge dazwischen und mit viel Fantasie können wir schon das Meer riechen. Die Schweiz ist wunderschön, die Seen blau und der Frühling lässt alles Grüne intensiv leuchten. Auf den Pässen liegt Schnee und am Morgen glitzert gefrohrener Tau auf dem Zelt. Im T-Shirt kommen wir atemlos und schweissüberströmt oben an, mit dicken Handschuhen und Kappe brausen wir auf der anderen Seite runter. Bluttfuess vor dem Zelt im Gras, dann geht die Sonne unter und nur der dicke Schlafsack rettet uns vor dem sicheren Erfrierungstod.

Die schnellen Rennradler rufen beim Kreuzen «Ciao!», die Strasse holpert plötzlich deutlich mehr und Velowege enden unerwartet – nun sind wir in bella Italia.

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