Die verflixte 10’000 km-Grenze

Iran – Mitte Dezember

Wir sagen ja immer allen «it’s a journey and not a race» und sind ja wirklich auch sehr überzeugt von unserem Konzept, das langsames Reisen und viel erleben vorsieht. Und trotzdem wandern unsere Augen ab und zu wieder zu unseren Velocomputern und zu Romans fein säuberlich geführter Statistik. Auch wenn uns Kilometerzahlen und Durchschnitte und all das Zeug natürlich vööööölllig egal sind, total unwichtig, so wussten wir doch, dass wir nicht mehr weit von der 10’000 km-Grenze entfernt waren.

Und dann sahen wir dieses Bild auf Instagram. Eine Radlerin postete das Bild der Unterhose ihres Freundes. Oder was davon übrig war. Icebreaker, blau und mehr Loch als Unterhose. Aber offenbar konnte der Gute sich kaum davon trennen. Ich konnte natürlich nicht an mir halten und musste das Bild kommentieren. Kenne ich doch die Situation nur allzu gut. Romans T-Shirt war in Georgien ähnlich zwäg. Same brand, same color, same condition. Unter dem Bild schrieb besagte Radlerin, dass sie einige Schwierigkeiten mit ihrer Ausrüstung hätten. Die 10’000 km seien wohl eine magische Grenze. Nicht nur die Unterhose, auch der Kocher sei kaputt. Und das eine Mätteli habe ein Loch. Und ausserdem hätten sie viele platte Reifen gehabt. Und vorher nie was. Etwas besorgt dachten wir an die vielen platten Reifen der letzten Wochen. Aber wir sind ja nicht abergläubig. Wir machten uns auf nach Shiraz, durch Halbwüsten, karge Berge und über staubige Strassen. Und dann, zwei Tage bevor wir die 10’000 km erreichten, passierte es. Roman wollte mit klammen Fingern den Kocher anwerfen, als plötzlich Benzin an Orten war, wo keines sein sollte. Eine kurze Untersuchung ergab: Das Gewinde, mit welchem man die Benzinzufuhr regelt, war ausgerissen. Nix mehr mit warmem Znacht. Zum Glück waren wir nicht alleine unterwegs. Javier aus Belgien begleitete uns zwischen Yazd und Shiraz. Und er konnte dann seine Benzinpumpe zücken. Nur blöd, nimmt er in Shiraz einen Bus nach Bandar Abbas, um rechtzeitig nach Dubai zu kommen, bevor sein Visum ausläuft. Entweder finden wir also in Shiraz eine leichte, kleine Gaskartusche oder es gibt Salat und Brot die nächsten zwei bis drei Wochen. Und irgendwann sinkt ja dann vielleicht auch das Bedürfnis nach warmem Tee. Immerhin soll es in Bandar Abbas des nachts 15 Grad warm werden! Das sind fast 20 Grad wärmer als wir aktuell haben. Alles also gar nicht so schlimm. Und in Dubai sollten wir auch neue Reifen und eine neue Benzinpumpe auftreiben können. Und doch scheint mir interessant, dass Roman seit gestern findet, sein Mätteli habe am Morgen weniger Luft als am Abend….. diese verflixte 10’000 km-Grenze! Zum Glück sind Kilometerzahlen so total unwichtig für uns!

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