Kroatien – eine Zwischenbilanz

Kroatien – Ende Mai

Wir sind auf einer Insel, die wir gestern gegen Abend nach unserer Flucht aus dem völlig überfüllten Zadar, per Autofähre erreicht haben. Und hier gefällt es uns.

Hinter dem Haus einer Familie hat es einen kleinen Campingplatz mit einfachen Sanitäranlagen. Herzlich, familiär, gemütlich. Und hier entstopfen wir nun die Düse unseres Benzinkochers, schlafen aus und haben Zeit für eine Zwischenbilanz: Das Kroatien, das wir kennengelernt haben ist schön, aber es hat zwei Gesichter. Da ist das Kroatien der Küste, wo alles auf Tourismus ausgelegt ist, wo alle deutsch können (die Sprache der Mehrheit der Touristen), wo die Campingplätze im Mai noch Baustellen sind, weil ausgebaut wird – das Wachstumspotenzial scheint noch nicht ausgeschöpft -, wo es nur so wimmelt von grossen Campern, wo die Einheimischen aber finden, im Moment sei noch nicht viel los. Und wo es trotz allem noch ruhige Strände und kleine, gemütliche Campingplätze gibt. Man muss halt einfach ein bisschen suchen. Und dann ist da das Kroatien im Landesinneren, wo es grüne Hügel und schroffe Felsformationen gibt, soweit das Auge reicht, wo die Bauern am Strassenrand Käse von ihren drei Kühen und Honig verkaufen und uns dann gleich zum Tee einladen, wo uns eine Bauernfamilie ganz stolz all die Kräuter zeigt, die sie gesammelt haben und uns von allem zum Probieren geben, wo wir auf unglaublich viel Herzlichkeit treffen, uns aber eher mit Händen und Füssen (und dem offline-Übersetzer) verständigen, wo die Menschen ganz selbstversändlich mit Bären und Wölfen zusammenleben, wo aber jedes zweite Haus in den Dörfchen verlassen oder schon eingestürzt ist, wo die jungen Menschen kaum eine Perspektive sehen und «raus» wollen. Wir haben ein spannendes, schönes, wildes, herzliches Kroatien kennengelernt, das uns aber auch immer wieder nachdenklich stimmt.

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